Serien-Killer Quierschied

Erste Heimniederlage für Borussia nach fast einem Jahr / In guter erster Halbzeit fehlten die Tore / Das „Tor des Tages“ aus dem Nichts / Zum Schluss zu wenig Druck entwickelt

Unser Bild: Harter Kampf um jeden Ball, wie hier zwischen Furkan Erdogan (li.) und Quierschieds Mirco Luigi Zavaglia, war im Ellenfeld angesagt. (Foto: -jf-)

Von Jo Frisch

Die Szene hatte Symbolcharakter. „Kommt enger zusammen!“, forderte Björn Klos seine Schützlinge im traditionellen Spielerkreis auf. Die hatten gerade mit 0:1 gegen die Spvgg. Quierschied die erste Saisonniederlage hinnehmen müssen. „Habt ihr gemerkt, wie schnell das geht?“, sprach der Borussen-Coach seine reichlich geknickten Jungs an. „Vor zwei Wochen haben wir hier gegen Mettlach gefeiert, heute feiert der Gegner in unserem Stadion. Aber es war nicht alles schlecht. Jetzt heißt es enger zusammenrücken, jetzt zeigt es sich, ob wir eine Mannschaft sind. Jeder muss wieder mehr geben, jeder muss sich wieder mehr konzentrieren“, lautete die Botschaft von Björn Klos, derweil die Gäste mit ihrem Anhang vor der Gegengeraden die Welle machten – lange nicht mehr erlebt im Ellenfeld!

In der Tat: Die letzte Heimniederlage der Borussia ist fast ein ganzes Jahr her, datiert vom 10. September 2017, als die FSG Ottweiler-Steinbach mit 3:0 die Punkte aus dem Ellenfeld entführte. Das 0:1 gegen Quierschied war nicht minder bitter. „Mit der spielerischen Leistung bin ich gar nicht mal unzufrieden“, bilanziert Björn Klos, „vor allem in der ersten Halbzeit haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht, in dem nur die Tore gefehlt haben. Da gibt es nicht viel zu meckern, die Vorgaben wurden weitgehend umgesetzt. Quierschied war kaum im Spiel, ihr blitzschnelles Umschaltspiel kam nicht zur Geltung, weil wir es bereits im Keim erstickt haben.“

Der Spielfilm gibt dem Borussen-Coach durchaus Recht. Den ersten Aufreger hielt die Partie nach 8 Minuten bereit, als nach einem weiten Schlag ins Sturmzentrum Gäste-Keeper Benedikt Schmitt Kopf und Kragen riskieren und mit einer waghalsigen, aber auch spektakulären Flugkopfball-Abwehr außerhalb seines Strafraums gegen den heranstürmenden Attila Serr klären musste. Wenig später verpasste Kevin Saks nach einer Ecke von Tim Klein einen etwas zu ungenauen Pass von Daniel Schlicker und ein Kopfball des Borussen-Torjägers fand erneut Benedikt Schmitt auf dem Posten. Viel Selbstvertrauen legte nach gut einer halben Stunde Furkan Erdogan an den Tag, als er eine Ruschmann-Vorlage aus halbrechter Position volley aus der Luft über das Quierschieder Tor feuerte. Kurz vor der Pause im Minuten-Takt weitere drei Gelegenheiten für Borussia: Zunächst bekam Kevin Saks nach Ruschmann-Flanke in günstiger Position nicht mehr genug Druck hinter seinen Kopfball, ein Ruschmann-Freistoß aus 20 Metern sauste knapp am Kasten vorbei, ehe Attila Serr unmittelbar vor dem Pausenpfiff die bis dahin beste Chance vergab, als sein wuchtiger Abschluss nach einer ansehnlichen Kombination und abschließendem Doppelpass mit Tim Klein nur am Außenpfosten landete – eine 1:0-Führung zu diesem Zeitpunkt wäre nicht nur für die Psyche der Borussen gut gewesen, sondern auch durchaus verdient. Denn die Gäste hatten in Durchgang eins eigentlich nur eine einzige Chance, als ein Freistoß des Ex-Borussen Florian Weber an der Latte landete, wobei Philippe Persch im Borussen-Tor noch die Fingerspitzen dranbekommen hatte.

„Wir sind dann auch druckvoll in die zweiten 45 Minuten gestartet“, konnte Björn Klos feststellen. Tim Klein hatte nach 49 Minuten nahezu allein vor Benedikt Schmitt die große Gelegenheit, Borussia auf die Siegerstraße zu lenken, doch der Angreifer zögerte zu lange, so dass noch ein Quierschieder Abwehrbein dazwischenkam. Fast im Gegenzug die kalte Dusche für die Borussen: Nach einer Steilvorlage von Lars Wintrich netzte Julian Fernsner ins lange Eck ein (52.) – 0:1, ein Tor wie aus dem Nichts! Aber das Tor – ein Beispiel gnadenloser Effizienz – zeigte Wirkung: „Wir haben nach dem Rückstand nicht mehr so viel Druck aufbauen können“, musste Björn Klos feststellen, der dennoch die Hoffnung, dass „die Jungs das Ding noch drehen können“, nicht aufgegeben hatte. „Wehrt euch, stemmt euch dagegen, es ist noch genug Zeit“, rief der engagierte Übungsleiter immer wieder seiner personell dezimierten Mannschaft zu, bei der sich aber so langsam die Verschleißerscheinungen einer Woche mit drei Spielen, dazu noch bei hochsommerlichen Temperaturen, bemerkbar zu machen schienen. Auch wenn der eingewechselte Tim Cullmann für sichtlich neuen Schwung sorgte, auch wenn Mühe und Wille bestimmt keinem Borussen abzusprechen war: Der letzte Pass fand immer öfter keinen Abnehmer mehr, die Aktionen waren nicht zwingend genug, zumal Quierschied in der Defensive aufopferungsvoll um jeden Ball kämpfte.

Erinnerungen und Hoffnungen keimten im Borussen-Lager auf, als sich Kevin Saks nach 65 Minuten an der Strafraumgrenze den Ball zum Freistoß zurechtlegte – eine Position, aus der heraus er zwei Wochen zuvor gegen Mettlach das Leder ins Tor und den Borussen-Anhang in den siebten Himmel geschossen hatte. Doch diesmal sauste die mit Wut und Wucht abgefeuerte Lederkugel nur denkbar knapp am gegnerischen Gehäuse vorbei. Dass sich bei den verstärkten Offensivbemühungen der Klos-Schützlinge, die die Partie mehr und mehr in des Gegners Hälfte verlagerten, den umschaltstarken Quierschiedern nun Räume und Konterchancen ergaben, ließ sich natürlich nicht vermeiden. So hätte Marcel Jung an ehemaliger Wirkungsstätte „den Deckel draufmachen“ können, doch Furkan Erdogan rettete in letzter Sekunde auf der Torlinie. So manche gute Ausgangsposition ließen die Gäste jetzt liegen, spielten sie nicht konsequent genug zu Ende und mussten so bis zum Schlusspfiff zittern, ehe der zweite Saisonsieg, glücklich, aber nicht ganz unverdient, unter Dach und Fach war. Entwickeln sich die Quierschieder für Borussia zu einer Art „Serien-Killer“? Fast hat es den Anschein, denn m Frühjahr brachte die Sportvereinigung den Borussen nach 13 ungeschlagenen Spielen seit Amtsantritt von Björn Klos die erste Niederlage bei, jetzt sorgte sie dafür, dass Borussia erstmals seit September 2017 im Ellenfeld wieder geschlagen wurde!

„Es ist klar, dass unsere Heimserie irgendwann mal reißen würde“, so ein über das Resultat sichtlich enttäuschter Björn Klos, der zugab, „dass mich das deshalb besonders wurmt, weil wir gegenüber der Partie in Bübingen eine deutliche Steigerung an den Tag gelegt und eigentlich ganz guten Fußball mit einigen ansehnlichen Kombinationen gespielt haben.“ So manche Unmutsbezeugungen von den Rängen konnte Borussias Trainer deshalb nicht nachvollziehen, zumal die angespannte Personalsituation (auf Mo Benghebrid, Marco Dahler, Nino Kannengießer und Waldemar Schwab musste Borussia verzichten) die Sache nicht einfacher machte. Auch wenn die Vereinsfarben der Borussia Schwarz und Weiß sind, sollte doch vielleicht mancher Besucher nicht nur in diesen Farbkategorien denken und sich artikulieren. „Es war nicht alles schlecht“, sagt Björn Klos. Oder anders formuliert: Zwischen Schwarz und Weiß gibt es auch die Zwischentöne.

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke von der Partie gegen Quierschied im Ellenfeld. (Fotos: -jf-)

Borussia in der Statistik

Unsere Mannschaft: Philippe Persch – Daniel Schlicker, Furkan Erdogan, Daniel Ruschmann, Tim Klein (55. Tim Cullmann), Kamil Czeremurzynski, Tom Fink (89. Patrick Feller), Patrick Seidel, Yannick Bach, Attila Serr, Kevin Saks. – Unser Trainer: Björn Klos.

Tor: 0:1 (52.) Julian Fernsner. – Schiedsrichter: Dominik Spang (St. Ingbert). – Zuschauer: 350. – Gelbe Karten: Yannik Bach (88.).

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