Historische Titelblätter

Präsenz auf den Titelblättern von großen deutschen Sportmagazinen war zu Hochzeiten der Borussia gar nicht so selten. So präsentierte die „Fußball-Illustrierte Kicker“, der Vorläufer des heutigen „kicker-Sportmagazin“, vor fast 60 Jahren in seiner Ausgabe vom 4. September 1961 den Neuzugang Paul Pidancet, der von Eintracht Trier ins Ellenfeld gewechselt war und als „wertvolle Verstärkung“ bewertet wird. Auch „Fussball“, die offizielle Monatszeitschrift des Saarländischen Fußballverbandes (SFV), zeigt in der Ausgabe Nr. 9 vom 22. Semptember 1961 den Stürmer der Borussia, zusammen mit seinen Kameraden vom 1. FC Saarbrücken, Krafzyk und  Schönwälder, im Stadion von Rotterdam, wo er mit der Saarauswahl zu einer Holland-Expedition zu Gast war. Auch Torhüter Horst Kirsch, Erich Leist, Karl Ringel, Günther Kuntz und Torjäger Dörrenbächer waren dabei.

„Rotterdam war eine Reise wert“ – so heißt der Titel des Beitrags im Innern des Heftes. Und das trotz der 0:5-Niederlage der Saarländer gegen eine Auswahl von Akteuren, meist Nationalspielern, der beiden Spitzenclubs Feyenoord Rotterdam und Ajax Amsterdam. Die Borussen bekamen dabei durchweg positive Kritiken: „Pidancet wusste seine Bewacher oft genug auszuspielen, auch Dörrenbächer setzte sich wiederholt durch“, heißt es in der Rückschau auf das Spiel. Von Torhüter Kirsch heißt es, er habe „viele dicke Brocken reaktionsschnell meistern können, ihm wurde viel Bewegung verschafft.“ Und weiter heißt es: „Erich Leist bekämpfte den spritzigen Marschierer Bouwmeester kraftvoll und aufmerksam, aber nicht immer aufmerksam genug. (…) Der in er 60. Minute eingewechselte Kuntz versuchte sich zwar in Positionswechsel, konnte aber das zerflatternde Spiel auch nicht mehr in wirkungsvolle Bahnen lenken. Pidancet spielte seine Pendlerrolle sehr tatkräftig und wurde oft zum Stoßkeil. Ringel wirkte dagegen etwas umständlich. Dörrenbächer hätte entschlossener schießen müssen, überhaupt entschlossener handeln.“ Unter dem Strich, so Berichterstatter Gerhard Reuter, hätten die Holländer vorgeführt, wie man „schwungvoll und erfolgreich ein überaus gekonntes Angriffsspiel vorführt. Ihr Spiel in der ersten Halbzeit war eine Augenweide. Es ist keine Blamage, von einem solchen Gegner besiegt worden zu sein.“ Ein Erlebnis war die Fahrt für die Teilnehmer der Borussia allemal, da das Spiel in ein interessantes Rahmenprogramm eingebettet war. So führte eine Informationsfahrt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Rotterdams. Die Borussen konnten in über hundert Meter Höhe von einer Gondel auf dem sogenannten „Euromast“ eine einzigartige Rundumsicht über die ausgedehnte Hafenfläche und die nach den totalen Kriegszerstörungen großzügig wieder aufgebaute Stadt selbst genießen. Am Abend, so heißt es, hätten im vornehmen Hotel Atlanta „einige Unentwegte ihren Dauerskat um ein paar Runden ausgedehnt“, bevor es ins Bett ging.

Drei Wochen zuvor hatte die Borussia die Oberliga-Spielzeit 1961/62 gut begonnen. Nach vier Startsiegen gab es am 3. September beim 1:1 in Bad Kreuznach allerdings an einem gebrauchten Tag den ersten Punktverlust, durch den die Schützlinge von Trainer Adi Preisler die Tabellenführung aufgrund des schlechteren Torverhältnisses an den FK Pirmasens verlor. Der „Kicker“ berichtet wie folgt über die Partie: „Die Kreuznacher Eintracht wird, obwohl sie erneut schwer gehandicapt ins Spiel ging, auch in dieser Saison einer gewissen Tradition treu bleiben, indem sie ihr Stadion an der Heidenmauer für Favoriten zum Sperrgebiet erklärt. Torschützenkönig Dörrenbächer bekam jedenfalls gegen den jungen Corell keinen Stich. Er hatte in der 8. Minute seine einzige Chance, doch hob er den Ball über Torwart Kappel gegen die Latte. Nachdem die Neunkirchener Läuferreihe den Fehler machte, das Angriffsspiel über die Mitte anzukurbeln, kamen auch die gefährliche Außen May und Kuntz kaum zur Geltung. Die Gäste können sich bei ihrem Schlußmann Kirsch bedanken, daß sie wie im vergangenen Jahr wenigstens einen Punkt mitnahmen.“ Karl Ringel hatte vor 3000 Zuschauern nach 29 Minuten für die Halbzeitführung der Borussen gesorgt, Klein erzielte für die gastgebende Eintracht eine Viertelstunde vor Schluss den verdienten Ausgleich, denn, wie „Kicker“-Reporter Kieckbusch feststellt, hatte „die Kreuznacher Elf nicht nur in kämpferischer Hinsicht ein klares Übergewicht, sie war den Neunkirchenern auch in technischen Belangen und in der weiträumigen Spielanlage etwas überlegen.“ Im Rückspiel dagegen dominierte die Borussia mehr als eindeutig, zog der Eintracht mit 11:0 das Fell regelrecht über die Ohren und wurde Südwestmeister!

Paul Pidancet war sowohl in Bad Kreuznach als auch in Rotterdam dabei. Der Stürmer, der noch bis 1966 das Borussen-Trikot trug, bevor er in seine Trierer Heimat zurückkehrte, erzielte 89 Spielen 28 Tore für die Mannschaft aus dem Ellenfeld. Am heutigen 8. September feiert Paul Pidancet seinen 83. Geburtstag – die Borussia gratuliert herzlich und wünscht alles Gute und viel Gesundheit! (-jf-)

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