Ein großes Herz für die Fußballjugend

Ehrenpräsident Kurt Gluding diente der Borussia jahrzehntelang mit viel Herzblut / Sein besonderes Augenmerk galt stets dem Nachwuchs

Unser Bild: Immer ganz nah dran an der Borussia: Kurt Gluding, hier als Spielausschussvorsitzender mit Trainer Horst Buhtz (li.) und Präsident Norbert Engel (re.), mit seiner Zigarre der „Rudi Assauer“ von Neunkirchen, wie es im Buch „90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga“ heißt. 

Kurt Gluding hatte eine Vision: „Schön wäre es natürlich, wenn sich die Schlossbrauerei bereit erklären könnte, uns das Gelände auf der Gegengerade noch abzutreten. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dann alle Anstrengungen unternehmen würden, auch die Gegengerade hochzuziehen und dann ein wirklich vollendetes Bild zu haben“, sagte der damalige Präsident der Borussia vor den Kameras des Saarländischen Rundfunks (SR). Die Borussen waren gerade in die Bundesliga aufgestiegen, die Tribüne des Ellenfeld-Stadions reckte sich samt benachbartem Block 5 15 Meter über Erdniveau in ungeahnte Höhen gen Himmel, auch die 46 steilen Stufen der Spieser Kurve kratzten am Firmament und boten einen imposanten Ausblick auf das anno dazumal noch unbebaute Altseiterstal. Selbst SR-Reporter Hans Berwanger war beeindruckt. „Auch das wird sich sicher eines Tages realisieren lassen. Dann werden die Neunkircher ihr Traumstadion bekommen“, kommentierte er Kurt Gludings Hoffnung.

Doch die erfüllt sich leider nicht. Zwar beendet Aufsteiger Borussia als bestes Team des Fußball-Südwestens ihre erste Bundesligasaison im Sommer 1965 auf einem herausragenden 10. Tabellenplatz und lässt so prominente Clubs wie den pfälzischen Rivalen 1. FC Kaiserslautern, den VfB Stuttgart und den Karlsruher SC hinter sich. Doch den begehrten Grund hinter der Gegengeraden gibt die Schloss-Brauerei, die durch einen Grundstückstausch den Ausbau der Spieser Kurve ermöglicht hatte, nicht ab, eine gleichmäßige Erweiterung des Ellenfeld-Stadions bleibt ein Traum.

Einer der „Väter“ des Ellenfeld-Ausbaus (oben: Haupttribüne, unten: Spieser Kurve) für die Bundesliga: Borussias Ehrenpräsident Kurt Gluding. (Fotos: 100 Jahre Ellenfeld-Stadion)

Das mindert aber die Verdienste des rührigen Kurt Gluding, der 1993 71jährig verstarb, in keiner Weise. Zunächst Jugendspieler und dann Jugendleiter im Ellenfeld, fungiert er später als Spielausschuss-Vorsitzender, Manager und Präsident und hat großen Anteil daran, dass seine Borussia wiederholt an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft teilnimmt, in die Bundesliga aufsteigt und dort im Konzert der Großen drei Jahre mitspielt. Gemeinsam mit den Trainern beweist Kurt Gluding, dank sportlichen Knowhows und einer guten Portion Menschenkenntnis, ein mehr als glückliches Händchen bei den Neuverpflichtungen dieser Zeit. Werner Skrentny listet im 100-Jahre-Jubiläums Buch „Mythos Ellenfeld“ auf: „1957 kam der spätere Goalgetter Dörrenbächer von Hellas Marpingen, 1958 Stopper Leist vom selben Klub, 1959 ein weiterer Marpinger mit Glod. 1960 kamen Torwart Horst Kirsch, vorher Preußen Merchweiler und Sportfreunde Saarbrücken, Linksaußen Günter Kuntz vom Kaiserlauterer Erbsenberg und Schock aus Wiebelskirchen. 1961 traf man erneut ins Volle mit dem Trierer Doppelpack Paul Pidancet / Elmar May sowie Achim Melcher aus Bad Kreuznach und Günther Schröder vom eigenen Nachwuchs. 1962 schließlich kam Horst Berg aus Troisdorf, der später mit Eintracht Braunschweig deutscher Meister wurde.“ Alles Spieler, die die erfolgreichsten Jahre der Vereinshistorie geprägt haben, und für Borussias Nationalspieler Karl Ringel „der entscheidende Anstoß für den Aufschwung“.

Für seine mehr als 40jährigen Verdienste um die Borussia wurde Kurt Gluding mit dem Ehrenring des Vereins ausgezeichnet und zum Ehrenpräsidenten ernannt. Doch nicht nur für seine Borussia engagierte sich Kurt Gluding, gehörte er doch von 1963 bis 1974 dem Vertragsliga-Ausschuss des DFB und von 1974 bis 1989 dem DFB-Liga-Auschuss an. DFB-Chef Egidius Braun würdigte seiner Zeit Kurt Gludings Sachverstand, Zuverlässigkeit und stete Hilfsbereitschaft als „Wesensmerkmale seiner überragenden Persölichkeit“. So nimmt es nicht wunder, dass er im Rahmen zahlreicher Ehrungen für seine hervorragenden Leistungen u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, mit der goldenen Ehrennadel des DFB, des Regionalverbandes Südwest und des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) ausgezeichnet wurde.

Die Geschicke des SFV leitete er von 1982 bis zu seinem Tode 1993 als Vorsitzender. In dieser Eigenschaft setzte er sich leidenschaftlich für den Bau des Jugenddorfes im Losheimer Gemeindeteil Bachem ein. Das Dorf wurde ein Jahr nach Kurt Gludings Tod 1994 eingeweiht und nach dem Initiator benannt. Die Freizeiteinrichtung umfasst mehrere Blockhütten, Versorgungseinrichtungen und einen Grillplatz. Zusätzlich sind die Kunstrasensportanlage und die Turnhalle, nur wenige Meter vom Dorf entfernt, benutzbar. Das Projekt war eine Herzensangelegenheit für den früheren Borussia-Präsidenten: „Er wusste um die Bedeutung des Sports und des sportlichen Miteinanders für die persönliche Lebensgestaltung und sah es daher als eine vordringliche Aufgabe an, Kinder und Jugendliche zum Sport zu führen, damit sie dort Erfahrungen machen können, die ihnen helfen, ihren Lebensweg zu gehen. Kurt Gludings besondere Sorge galt stets denjenigen, die in schwierigen Lebenssituationen stehen und für die der Sport Hilfe sein kann, diese Situation zu meistern“, heißt es auf der Website der „Kurt Gluding-Stiftung“.

Diese Stiftung war von der Familie mit Unterstützung der Stadt Neunkirchen vor mehr als 27 Jahren ins Leben gerufen worden. Sie hatte den Zweck, ganz im Sinne des Namensgebers förderungsbedürftigen Jugendlichen, insbesondere aus finanziell und sozial schwierigen Verhältnissen die Integration in den Sport zu erleichtern. Die Stiftung stellte finanzielle Mittel bereit für gemeinsame Fortbildungs- und Trainingsveranstaltungen, förderte die Gesundheitserziehung und initiierte Modellmaßnahmen im Fußballsport. So konnte mancher junge Mensch den Einstieg in einen Sportverein finden.

Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, bewies Kurt Gludings Sohn Rainer, der sich ebenfalls nach der aktiven Karriere als Spieler der ersten Mannschaft auf der Vorstandsebene im Ellenfeld als Spielausschussvorsitzender, Trainer der zweiten Mannschaft und Jugendleiter mit viel Herzblut einbrachte. Und auch Enkel Frederik tritt in diese Fußstapfen: Als „sportlicher Leiter Grundlagen“ im Nachwuchsleistungszentrum von Bundesliga-Aufsteiger VfB Stuttgart ist er mit großer Begeisterung zuständig für die jungen Fußballer der Altersstufen U10 und U15 und damit dem Fußball, speziell dem Jugendfußball, ganz eng verbunden. „Der Fußball war mir durch die Familie einfach in die Wiege gelegt“, so der 39jährige über die Vorbild-Wirkung durch den Vater und Großvater.

Eins der letzten Fotos: Kurt Gluding (re.) anlässlich seines 70. Geburtstages mi Borussia-Legende Willi Ertz (li.). (Foto: privat)

Auch wenn Kurt Gludings Vision vom Traumstadion der Borussia nicht Realität werden konnte, so würde er doch auf seine Familie stolz sein, die seine Idee von der gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung des Fußballs aufgegriffen und in die Tat umgesetzt hat. Und das muntere Treiben der vielen Jugendlichen, die anlässlich des Real-Madrid-Fußballcamps in der vergangenen Woche mit großer Begeisterung dem runden Leder hinterher jagten und dem Ellenfeld Leben pur einhauchten, hätte sein Herz höher schlagen lassen! (-jf-)

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