Die „Lakai“ – Borussias Trainingsstätte mit Tradition

Unser Bild: Auch gymnastische Übungen (unter Anleitung von Athletik-Coach Philippe Persch) kamen in der vergangenen Trainingswoche auf der Lakai nicht zu kurz. (Foto: -jf-)

Training auf der „Lakai“ – das Gelände in einer Senke nahe dem Kasbruchtal an der Limbacher Straße zwischen Neunkirchen und Furpach war in der vergangenen Woche der Übungsplatz, auf dem Trainer Björn Klos und Athletik-Coach Philippe Persch die Borussen in weiteren fünf Einheiten auf die neue Saarlandliga-Saison vorbereiteten. Neben Überprüfung und Verbesserung der Athletik (Shuttle-Test, Rumpf-Zirkel-Training) standen verschiedene Spielformen mit dem Zweck der Aktivierung und Einübung des Positionsspiels und der Laufwege im Mittelpunkt der Trainingswoche. Nach den anstrengenden und schweißtreibenden zehn bisherigen Einheiten darf die Mannschaft jetzt bis einschließlich 3. August noch einmal ein paar Tage durchschnaufen und Urlaub genießen, ehe die finale Phase der Vorbereitung mit Fokus auf das Pokalspiel beim SV Auersmacher (am 15. August) beginnt.

„Der Herr der Bälle“: Mit Argusaugen verfolgt Trainer Björn Klos (oben) die Übungen seiner Schützlinge (Bilder unten). (Fotos: -jf-)

Die „Lakai“, wie der Platz der ehemaligen „Lakaienschäferei“ kurz genannt wird, hat eine wechselvolle Geschichte. Wohl schon ganz früh (in der Jungsteinzeit besiedelt) befand sich dort im 16. Jahrhundert der sogenannte „Laquayenweiher“, er diente der Versorgung der Bediensteten im fürstlichen Renaissance-Schloss am Oberen Markt. Nach 1740 errichtete man eine Schäferei, die 1793 von französischen Revolutionstruppen geplündert wurde. Schon 1911 wollte die Borussia auf der Suche nach einem geeigneten Spielgelände dort einen Sportplatz errichten, doch dazu kam es nicht, weil der Verein sein ursprüngliches Gelände in den Ellenfeldern zum heutigen Stadion ausbauen durfte. Erst 1927/28 wurde ein Sportplatz eingerichtet, in den 1930er Jahren erfolgte der Bau des Freibades (sogenanntes Prießnitz-Bad). Im dritten Reich wurde das Gelände zweckentfremdet und diente der Hitlerjugend als Bannführerschule. In zweiten Weltkrieg weitgehend zerbombt wurde das Bad ab 1948 wieder betrieben und 1968 ein Campingplatz angelegt. 1959 wurde für die Borussia ein Platz für die langjährige Hockeyabteilung angelegt, später folgten auch ein Vereinsheim und Tennisplätze. 2009 eröffnete das Kombibad „Die Lakai“ (mit Innen- und Außenbereich). Darüber hinaus wird der gesamte Bereich heute von unterschiedlichen Vereinen überwiegend sportlich genutzt (Hockey, Hundesportverein, Ausdauersport)

Schon in früheren Zeiten versammelten die Übungsleiter der Borussia ihre „Schäfchen“ gerne auf der „Lakai“ im grünen Vorfeld der Hüttenstadt zum Training. Dies belegen zahlreiche Bilder aus der Sammlung des Saarbrücker Sportfotografen Ferdi Hartung. „Hier wurden Kondition und Geschicklichkeit verbessert, Bauch- und Beinmuskulatur trainiert, das Spiel mit und ohne Ball und tausendundeiner Facette geübt. Dazu gehörte auch das Spiel mit dem Medizinball, an dessen heilende Wirkung damals noch allerorten geglaubt wurde – obwohl dieser Name des Trainingsgerätes nur dem Vokabular sportiver Folterkechte entsprungen sein konnte“, ist im Buch „90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga) nachzulesen. Auch umfangreiche Trainingsläufe mit „Reitereinlagen“ im grünen Gehölz des Kirkeler Waldes vor den Toren Neunkirchens standen auf dem Programm.

Eine ganz besondere Beziehung zum traditionellen Übungsplatz der Borussia hat Jugendleiter Jörg Eisenhuth. „Durch die berufliche Tätigkeit unserer Eltern auf der Lakaienschäferei hatten mein Bruder und ich die schönste Kindheit, die man sich vorstellen kann“, erzählt er, „wir hatten unseren eigenen Sportplatz und fast jeden Tag Kontakt mit den Spielern unsere Borussia.“ Nicht nur das: Sein erstes Taschengeld verdiente sich der junge Jörg über Jahre als Balljunge – nach jedem Training kassierte er vom Trainer 50 Pfennig für seine Arbeit! Besonderes Bonbon: „Wenn die Übungseinheit vorbei war, durfte ich unserer Torwart-Legende Willi Ertz noch ein paar Bälle auf´s Tor schießen. Aber nur, wenn ich die fußballerische Aufgabe erfüllte, die er mir tags zuvor aufgetragen hatte.“ Fest eingebrannt ist diese Szene bis heute in seiner Borussen-Seele! (-jf-)

Unsere Bilder von damals vermitteln Eindrücke von der Vorbereitung der Borussen zu Bundesligazeiten in den 60er Jahren – so unterschiedlich zu heute waren manche Übungen nicht. Ausnahme: Der Medizinball spielt heute keine Rolle mehr! (Alle Fotos: 90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga Teil 1: Borussia Neunkirchen)

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